Leerstehendes Gebäude am Damm 46 wird zur Kunstausstellung

Vom 19. Oktober bis 9. November 2023 präsentiert die Ausstellung „Mind the Gap – Künstlerisches Suchen im Dazwischen“ Semesterarbeiten von 26 Oldenburger Kunststudierenden der Praxis Skulptur und Fotografie. Die künstlerischen Arbeiten nähern sich auf vielfältige Art und Weise dem Begriff der Nische. Das Besondere: Leerstehende, unsanierte Räume des Landesmuseums Natur und Mensch dienten als Ausgangspunkt und Experimentierfeld für die künstlerische Auseinandersetzung und werden nun für drei Wochen zum Ausstellungsort. „Mind the Gap“ ist immer donnerstags von 18 bis 21 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr in geführten Rundgängen zu besichtigen.

26 Kunststudierende haben sich im Rahmen ihrer künstlerischen Arbeit ein Semester lang mit dem Spannungsfeld des Sichtbaren und Unsichtbaren, Versteckten und Prozesshaften auseinandergesetzt und sind weiteren Fragestellungen der architektonischen, ökologischen, gesellschaftlichen sowie künstlerischen Nischendefinition nachgegangen. Inhaltliche Orientierungspunkte des ästhetischen Projekts waren die Bedeutungsvielfalt des Begriffs Nische, die Dauerausstellungsräume zur Kultur- und Naturgeschichte Nordwestdeutschlands und die leerstehenden Räume am Damm 46.

„Die Verbindung von Kunst mit unseren Themen hat hier im Haus spätestens mit den durch ein Künstler-Trio gestalteten Dauerausstellungen einen festen Platz. Sie nimmt eine wichtige Funktion in der Kommunikation und Vermittlung ein. Es ist spannend zu sehen, was mit unseren leerstehenden Räumen passiert, wenn die Kunst sie übernimmt.“, sagt Direktorin des Landesmuseums Natur und Mensch Oldenburg, Dr. Ursula Warnke.

„Anders als in der klassischen Bildhauerei wurde die Skulptur in diesen Arbeiten vom Raum aus gedacht und die Nische, der Hohl-, Um- und Zwischenraum in den Blick genommen und das Unsichtbare, Versteckte und Prozesshafte in den Vordergrund gerückt.“, sagt Dozentin für Skulptur an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg, Anna Holzhauer.

Franziska von den Driesch, Dozentin für Fotografie ergänzt: „Auch die fotografischen Arbeiten nähern sich dem Begriff der Nische, der Lücke, des Zwischenraums von sehr unterschiedlichen Seiten. Die klassische dokumentarische Fotografie spielt hierbei ebenso eine Rolle wie experimentelle analoge und digitale Techniken. Die Fotografie wird hierbei nicht als ein reines Abbildungsmedium verstanden, sondern als vielschichtige Erzählform zwischen den Ebenen von Zeit und Wirklichkeit“

Am 26.10., 2.11. und am 9.11.2023 laden Präsentationen von beteiligten Künstler:innen dazu ein, ins Gespräch zu kommen. Sie starten um 18 Uhr.
Die Ausstellung „Mind the Gap“ ist immer donnerstags von 18 bis 21 Uhr und samstags von 13 bis 17 Uhr in geführten Rundgängen zu besichtigen. Treffpunkt ist vor dem Gebäude Damm 46. Eintritt wird auf Spendenbasis erhoben.

„Mind the Gap“ ist ein Ausstellungs-Projekt der Lehrgebiete Skulptur und Fotografie in der künstlerischen Praxis am Institut für Kunst und visuelle Kultur, der Carl von Ossietzky Universität in Kooperation mit dem Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg.

Beteiligte Studierende und ihre Arbeiten

Annika Baumann hat in ihrer künstlerischen Arbeit mikroskopische Aufnahmen von Nischen/Leerstellen in Bäumen gemacht und diese Nischen abgeformt, um sie dann wieder in ihre ursprüngliche Form zu überführen. In ihrer Installation bestehend aus einer Sammlung von Skulpturen aus Silikon und Gips und einer Projektion der mikroskopischen Aufnahmen, wird die Struktur des Materials über ihren ursprünglichen Zustand hinaus thematisiert und in vielschichtiger Weise transformiert.

Alina Berendt beschäftigt sich mit der Moorlandschaft und untersucht diese ästhetisch. Sie vereint analoge Fotogramme und Fotografien mit Google-Maps-Ansichten und schafft so eine Begegnung mehrerer Wirklichkeitsebenen.

Kai Birkenfeld legte einen schmalen Teil der Wand und Bodenfläche eines Raumes im Gebäude bis auf den Grund frei. Eine subtile Intervention, die den Untergrund sichtbar macht und den Prozess von archäologischen Vorgängen beschreibt. Sie definiert eine Ecke im Raum, deren Größe an menschliche Proportionen erinnert.

Aileen Castelli hat sich auf die Suche begeben nach kleinen, hochspezialisierten Fachgeschäften und Nischenläden, und zeigt deren Inhaber:innen und Interieurs in dokumentarischen Fotografien.

Svea Fieberg zeigt in ihren Fotokollagen und Langzeitbelichtungen das Nebeneinander vergehender Zeit. Dabei bezieht sie sich unter anderem auf die Darstellung von Zeitlichkeit im Landesmuseum Natur und Mensch.

Anneke Fortuin beschäftigt sich mit einer spezifischen Landschaft, der Küste. Sie setzt diese mit ihrer persönlichen Geschichte in Verbindung. Durch eine besondere Form der Narration, die sie mit einer Soundkollage kombiniert, hat die Arbeit eine filmische Anmutung.

Hannah Köhring hält in ihrer Arbeit die Zeit an, indem sie Zwischenzustände von Handlungen und Bewegungen fotografisch sichtbar macht.

Timo Merten hat den Begriff der Fundamentalnische als Ausgangspunkt seiner künstlerischen Arbeit genommen und stellt einen Erdhügel in einer Art Laborsituation dar, der zentral im Raum platziert ist, sodass die Erde von allen Seiten betrachtet und beobachtet werden kann. Was verbirgt sich im Inneren und könnte es vielleicht in Erscheinung treten?

Julia Saporoschez fragt in ihren Bildern nach der Grenze zwischen privatem und öffentlichem Raum, indem sie absichtsvolle und zufällige Aneignungen im Stadtraum aufspürt.

Um Privatheit und Öffentlichkeit geht es in der Arbeit von Mariele Dierks. Ausgehend von der Idee des toten Winkels, quasi einer Lücke im Überwachungssystem, werden in ihrer Installation aus Überwachungskameras und Monitoren Ausstellungsbesuchende zu Akteur:innen.

Judith Springer thematisiert auf humorvolle Art das Loch als philosophischen Gegenstand der Betrachtung. Es geht um nicht weniger als um Alles und das Nichts, und den Ursprung der Fotografie.

Klara Weever beschäftige sich in ihrer Arbeit mit der Nische der Privatsphäre im Datenkapitalismus. Sie recycelt gebrauchte Platinen, die die Speicherung der Daten repräsentieren, hinzu kommen Kabel und LEDs sowie gebrauchte Smartphones und Tablets, die zusammen eine komplexe Raumintervention bilden.