Auf zur „Vernissage“: Ricarda Gnauck spielt Mussorgsky

Eine Vernissage, die zugleich eine Finissage ist, denn die „Bilder
einer Ausstellung“ werden nur einmal zu hören sein. Und dies gilt
auch für die anderen Werke, die Ricarda Gnauck bei ihrem zweiten
Auftritt in Wilhelmshaven im Gepäck hat. Hier darf man nicht lange
fackeln, sondern sollte unbedingt ein Ohr – besser zwei – riskieren.
Mit Johannes Brahms (Drei Intermezzi, op. 117), Hanns Eisler
(Klavierstücke für Kinder, op. 31 (1935)), Jörg Widmann (aus: Elf
Humoresken, 2007) und Ernst Toch (Der Jongleur, op.31, Nr. 3 (1923))
bietet sich die Chance, in der Villa Lug ins Land besondere Kunstwerke
zu erleben und seinen Horizont um einige höchst interessante
Komponisten zu erweitern: Hanns Eisler (*1898) wird eher in den neuen
Bundesländern bekannt sein, war er doch Komponist der
DDR-Nationalhymne und Namensgeber der Musikhochschule in Ost-Berlin.
Musikfreunden wird er darüber hinaus als Schüler Schönbergs und
Freund Bertolt Brechts ein Begriff sein. Ernst Toch (*1887) war nicht
nur ein Zeitgenosse Eislers, sondern auch ein – österreichischer –
Landsmann. Beide verdienten sich während des Dritten Reiches in den
USA mit Filmmusik ihren Unterhalt. Danach blieb Toch in den Staaten,
wo er 1964 in Santa Monica starb. Eisler wurde hingegen ein weiteres
Mal Opfer politischer Hetze. Zusammen mit seinem Bruder Gerhart wurden
gegen ihn die ersten Verfahren von dem „Komitee für unamerikanische
Umtriebe“ veranstaltet. Nach seiner Ausweisung landete er – nach
verschiedenen Stationen – wieder in Berlin und starb dort im September
1962.
Zur Generation „Junge Komponisten“ kann man dagegen Jörg Widmann
(*1973) zählen. Vielen bekannt als herausragender Klarinettist, der
zunehmend als Komponist und auch als Dirigent von sich reden macht.
Seine Humoresken stellen eine Hommage an die „Geistervariationen“ (WoO
24) und die „Humoreske“ (op. 20) von Schumann dar, den er sehr
verehrt. So wird mit diesem außergewöhnlichen Programm ein Bogen
gespannt von den späten Klavierstücken Brahms‘ (1892) bis ins
heutige Jahrtausend (Widmann 2007). Das älteste, immer jung
gebliebene und wohl bekannteste Werk (des Abends!) erklingt zum
Schluss: ein Rundgang durch Viktor Hartmanns Gemäldesammlung – besser
bekannt als „Bilder einer Ausstellung“ (1874). Ricarda Gnauck
(u.a. Studium an der MH Dresden und am „Königlichen
Konservatorium“ Brüssel, Meisterkurse bei Ronan O’Hora und Hamish
Milne (London) und Lee Kum-Sing (Vancouver)) beweist schon mit ihrer
Programmauswahl ein Händchen für das Besondere und lädt damit jeden
Musikkunst-Freund zur „Vernissage“ am 17. September um 18 Uhr in
die Villa Lug ins Land ein. Mit einer Reservierung unter 04421/71000
oder per E-Mail unter semrau.gundolf@t-online.de sind Sie auf jeden
Fall mit von der Partie. Weitere Infos auf www.villa-lug-ins-land.de