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Rotationen ferner Fixsterne vermessen

Autor: Ulrich Beilfuß

 

Sterne sind weit entfernte Sonnen. Aber das gehörte noch nicht zum Allgemeinwissen der Menschen, als der Pfarrer Wilhelm Hey 1837 den Text des Liedes “Weißt du, wie viel Sternlein stehen..?” schrieb. Diese Erkenntnis der modernen Astronomie wurde erst im Laufe des 19. Jahrhunderts durch die Entwicklung der Spektroskopie gewonnen. Mit Hilfe dieser Methode ließ sich dem Licht der Fixsterne entnehmen, dass sie aus den gleichen chemischen Elementen bestehen wie unsere Sonne. Dieses Wissen und die Beobachtung unseres Fixsterns Sonne machen es möglich, Prozesse auf den fernen Sternen zu erforschen. Und umgekehrt können die Astronomen aus Erkenntnissen über sonnenähnliche ferne Sterne auf die Geschichte und die Zukunft unserer Sonne schließen.

So haben jetzt Forscher des Potsdamer Leibniz-Instituts für Astrophysik zusammen mit US-Kollegen die Rotationsperioden von Sternen untersucht und dabei bemerkenswerte Gemeinsamkeiten mit unserem Zentralgestirn entdeckt. Das Team studierte unter Einsatz des Weltraumteleskops Kepler eine vier Milliarden Jahre alte Ansammlung von einigen hundert Sternen, die also nahezu zeitgleich mit unserer Sonne entstanden sind. Die Astronomen stellten beispielsweise fest, dass die vermessenen Sterne für eine Drehung um ihre Achse rund 26 Tage benötigten. Das ist die gleiche Zeit, in der sich auch die Sonne einmal um die eigene Achse dreht.

Die Messungen sind eine wissenschaftlich-technische Höchstleistung: Den Astronomen gelang es, auf den fast 3.000 Lichtjahre entfernten Sternen Sonnenflecken indirekt zu beobachten. Die kennen wir von unserem Muttergestirn. Sie werden durch Magnetfelder verursacht. Aufgrund der Rotation der Sterne wandern diese Flecken scheinbar über die Oberfläche ihres Gestirns. Dadurch entstehen messbare Helligkeitsschwankungen. Aus der Größe der beobachteten Sternenflecken schließen die Astrophysiker zudem, dass die Magnetfelder der fernen Sterne denen unserer Sonne sehr ähnlich sind.

Die jetzt erstmals erfassten Rotationsperioden von Fixsternen ermöglichen es nun, auch magnetische Phänomene auf anderen Sternen besser zu verstehen.