Noch mehr Menschen vom Impfskandal in Friesland betroffen

[Friesland] Über zehn Prozent der Bevölkerung im Landkreis Friesland sind mittlerweile von dem Impfvorfall im Impfzentrum in Roffhausen betroffen. Eine ehemalige Mitarbeiterin des Impfzentrums hatte Spritzen mit Kochsalzlösung und nur geringer Menge Restimpfstoff aufgezogen. Wie viele Menschen genau betroffen sind, ist unklar. Der Landkreis hat jetzt bekannt gegeben: 10.183 Personen haben im Dienstzeitraum der ehemaligen Mitarbeiterin eine Impfung erhalten. Es könnte sein, dass sie keinen vollständigen Impfschutz erhalten haben. Landrat Sven Ambrosy nimmt das deutsche rote Kreuz und die Mitarbeiter*innen des Impfzentrums in Schutz und betont auf der wöchentlichen Pressekonferenz des Landkreises Friesland, dass von einem Einzelfall auszugehen ist.

Die Ermittlungen laufen noch. Der Anwalt der Beschuldigten hat eine Stellungnahme zum Vorfall veröffentlicht. Demnach sei nie lediglich mit Kochsalzlösung geimpft worden. Einmal sei eine Ampulle mit Impfstoff zerbrochen.  Um das zu vertuschen, habe die ehemalige Mitarbeiterin im Impfzentrum Restimpfstoffe und Kochsalzlösung aufgezogen. Von den Ermittlungsbehörden heißt es, dass es neue Aussagen von Zeug*innen gibt, die Gefahreneinschätzung verändern. Im Moment ist also unklar, wie viele Menschen tatsächlich mit Kochsalzlösung oder nur geringer Menge Restimpfstoff geimpft wurden. Landrat Sven Ambrosy erklärt, warum die Maßnahmen jetzt eingeleitet wurden.

Und deshalb wird allen 10.183 Menschen eine weitere Impfung angeboten. Fast zwei Drittel der Betroffenen haben das Angebot bereits in Anspruch genommen. Eine erneute Impfung ist laut RKI und der Stiko unschädlich, auch wenn der volle Impfschutz bereits vorhanden sein sollte. Die Aufarbeitung des Falls ist im vollen Gange. Kritisiert wird, dass die Frau die Möglichkeit hatte, Spritzen ohne Kontrolle aufzuziehen. Ambrosy kann den Vertrauensverlust am Impfzentrum nachvollziehen. Der Vorfall hätte mit der Einhaltung des vier-Augen-Prinzips verhindert werden können.

Das vier-Augen Prinzip beim Aufziehen der Spritzen ist nun im ganzen Land verpflichtend. Betroffene Bürger*innen können sich weiterhin unter der extra eingerichteten Service-Hotline melden, um Impftermine zu vereinbaren. Für Personen, die sich nicht im Impfzentrum in Roffhausen impfen lassen möchten, gibt es die Impfmöglichkeiten auch bei den Hausärzten und den umliegenden Impfzentren Wilhelmshaven, Wittmund und Ammerland.

Bild: Annika Kaehler/ Radio Jade