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Warum die Sonne durch die Sternbilder wandert

Wenn einmal pro Monat eine totale Sonnenfinsternis die Sterne um die Sonne herum sichtbar werden ließe, dann könnten wir über ein Jahr hinweg Folgendes beobachten: Unser Muttergestirn bewegt sich nacheinander durch die zwölf Tierkreissternbilder, vom Widder über den Löwen zu den Fischen. Doch dahinter steckt eine optische Täuschung. Ein Gedankenexperiment soll das erklären:

Wir umrunden in einigen hundert Metern Abstand den Leuchtturm “Arngast” mit einem Boot und starten im Südwesten des Jadebusens, ungefähr vor der Schweiburger Küste. Von dort sehen wir den “Arngaster Leuchtturm“ vor dem Wilhelmshavener Südstrand im Hintergrund. Wir schippern gegen den Uhrzeigersinn weiter und beobachten, dass der Leuchtturm langsam vor dem Wilhelmshavener Fliegerdeich vorbeiwandert, anschließend erblicken wir ihn vor Cäciliengroden und bald darauf vor Dangast. Wenn wir die Mündung des Jadebusens queren, bewegt sich der Leuchtturm an Varel vorbei, danach sehen wir ihn vor der Küste Butjadingens entlang wandern, und wenn unsere Rundfahrt schon fast beendet ist – wir haben jetzt etwa Dangast im Rücken -, ist der Arngaster Leuchtturm scheinbar vor Eckwarderhörne angekommen. Schließlich passiert das rot-weiße Seezeichen wieder den Wilhelmshavener Südstrand. Unser Rundkurs ist beendet.

Jetzt können wir die Wanderung unserer Sonne durch die Sternbilder am Himmel verstehen. Natürlich spaziert sie ebenso wenig über das Firmament wie unser Leuchtturm vor der Landschaft.  W i r  sind es, die sich bewegen, wodurch sich unsere Perspektive ständig ändert. Nur weil uns der Arngaster Leuchtturm viel näher ist als die Küste des Jadebusens, scheint er vor dem Hintergrund zu wandern. – Auch die Sonne ist uns viel näher als die Sterne, die den kosmischen Hintergrund bilden. Und während wir das Zentralgestirn im Jahresverlauf mit unserem Erdball umrunden, sehen wir es langsam und unserem Reisetempo entsprechend scheinbar vor diesen Sternbildern dahinziehen – allerdings nur in unserem Gedankenexperiment. Denn die Sonne strahlt ja so gewaltig hell, dass die Sterne ohne Sonnenfinsternis für uns unsichtbar bleiben.