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Der Abendstern – ein höllischer Planet

Autor: Ulrich Beilfuß

 

Ab spätestens 22 Uhr wird im fahlen Abendrot ein Gestirn sichtbar, das mit zunehmender Dunkelheit zu einem auffallend hellen Strahler wird. Nur der Mond leuchtet am derzeitigen Firmament noch stärker, als dieser “Abendstern”, wie wir ihn nennen. Doch dies ist kein Stern, also keine ferne selbstleuchtende Gaskugel. Es ist vielmehr unser sonnennäherer Nachbarplanet, die Venus. Sie strahlt so hell, weil das Licht der Sonne von ihrer ständig geschlossenen Wolkendecke besonders intensiv reflektiert wird.

Im Übrigen wird die nach der römischen Liebesgöttin benannte Venus ihrem so verheißungsvoll klingenden Namen überhaupt nicht gerecht, denn der Planet verfügt über  geradezu höllische Eigenschaften: So bestehen die Wolken größtenteils aus Schwefelsäuretröpfchen und die gesamte Atmosphäre fast nur aus Kohlendioxid. Der dadurch verursachte enorme Treibhauseffekt heizt die Temperatur an der Venusoberfläche bis zu 500 Grad Celsius auf, zumal unsere Nachbarin der Sonne um ein Drittel näher ist als unser blauer Planet! Der Druck am Boden der Venus ist fast hundertmal so groß wie auf der Erde! Derartige Druckwerte gibt es bei uns erst in gut 900 Metern Meerestiefe.

Wenn die Venus dennoch bisweilen als Zwillingsschwester der Erde bezeichnet wird, dann betrifft das vorrangig die beiden Kugeldurchmesser. Mit gut 12.000 Kilometern Durchmesser ist die Venus nur rund 600 Kilometer kleiner als die Erde.

Doch selbst wenn auf der Venus die Hölle los ist, bleibt der Anblick der strahlenden Nachbarin beeindruckend. Wir können ihn noch bis Ende September genießen.