Sonderausstellung »Aus! Wie konnte es so weit kommen?« Die Kriegsmarine und das Ende des Zweiten Weltkrieges

Anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus zeigt das Marinemuseum von Mai bis November die Sonderausstellung „Aus! Wie konnte es so weit kommen?“ Die Kriegsmarine und das Ende des Zweiten Weltkrieges.

Noch am 7. Mai versenkte ein deutsches U-Boot, U 2336, vor dem Firth of Forth zwei alliierte Handelsschiffe, während in Reims am selben Tag die Deutsche Wehrmacht kapitulierte. Wie konnte es so weit kommen? Das Zitat aus dem Ausstellungstitel stammt von dem U-Boot-Kommandanten Emil Klusmeier, der sich mit besagtem U-Boot U 2336 Anfang Mai auf Feindfahrt in der Nordsee befand. Nachrichten über Hitlers Selbstmord, Waffenstillstände und Kapitulationsverhandlungen erreichten ihn hier zunächst nicht. Ein bruchstückhafter Funkspruch bezüglich eines möglichen Kriegsendes ließ ihn den Heimweg zur Klärung antreten. Als er am 14. Mai 1945 in das britisch besetzte Kiel einlief, wurde er mit einer völlig neuen Situation konfrontiert, die er mit den Worten „Aus! Wie konnte es so weit kommen?“ in seinem Kriegstagebuch kommentiert.

Um genau diese übergeordnete Frage geht es in der Sonderausstellung: wie konnte es zu dieser Situation kommen? Im Detail geht es dabei um folgende Fragen: Welche Rolle spielte die Kriegsmarine in der Endphase des Zweiten Weltkrieges? Warum wurde mit Karl Dönitz der Oberbefehlshaber der Kriegsmarine von Hitler persönlich in seinem politischen Testament als Nachfolger gewählt und was sagt das über die Gesamtorganisation des Nationalsozialismus‘ aus? Wann endete der Zweite Weltkrieg eigentlich genau und wann war er bereits verloren?

Die Endphase des Krieges dient in der Ausstellung als Ausgangspunkt für die Frage nach dem (besonderen) Verhältnis der Kriegsmarine zum Nationalsozialismus und der Führungsschicht des „Dritten Reiches“. Klusmeiers Frage „wie konnte es so weit kommen?“ könnte auch danach fragen, wie es überhaupt zu diesem Krieg in diesem Ausmaß kommen konnte. Hier schlägt die Ausstellung einen historischen Bogen von der Revolution 1918 und dem damit verbundenen Trauma im Großteil des Vorkriegs-Offizierkorps über den Beginn, Verlauf und Ende des Zweiten Weltkrieges bis hin zur Wiederbewaffnung der beiden deutschen Staaten ab Mitte der 1950er Jahre.

Zu den inhaltlichen Schwerpunkten der Ausstellung gehören u.a. Themen wie der U-Bootkrieg, Propaganda, Flucht über die Ostsee, Militärjustiz, Kapitulation, die letzte Reichsregierung oder Kriegsgefangenschaft.

Getreu seinem bewährten Museumsmotto „Menschen – Zeiten – Schiffe“ stellt das Museum auch in dieser Ausstellung die Biografien unterschiedlicher Personen wie Soldaten verschiedener Ränge, einem Zwangsarbeiter, einer Marinehelferin und einem Kriegsgegner in den Mittelpunkt und untersucht deren Handeln und ihre Äußerungen zum Kriegsende. Anhand der vermittelten historischen Hintergründe will die Ausstellung vor allem auch Besucher*innen zu Diskussionen anregen, wie z.B. über die Frage, wann und wie Kriege eigentlich enden.

 

Die Ausstellung wird pünktlich zum Jahrestag der bedingungslosen Kapitulation vor 75 Jahren am 8. Mai eröffnet. Da dies aufgrund der aktuellen Lage bedingt durch die Covid-1-Pandemie nicht vor Publikum stattfinden kann, wird diese kurzerhand ins Virtuelle verlegt und findet auf unserem YouTube-Kanal (www.youtube.com/Marinemuseum) per Livestream um 16 Uhr statt. Der Oberbürgermeister Wilhelmshavens, Carsten Feist, sowie das Duo Hellmann & Denker werden uns und Sie dabei begleiten.