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Was sind eigentlich Sternzeichen?

Autor: Ulrich Beilfuß

 

Wer in diesen Wochen Geburtstag hat, kam zur Welt, als die Sonne im Sternbild Stier stand, so wie zurzeit. Das könnten wir erkennen, wenn sich das Tageslicht herunterdimmen ließe. – Aber da stimmt doch etwas nicht! Jedes Horoskop zeigt an: Wer heute Geburtstag hat, ist im Sternzeichen Zwillinge geboren. – Und damit sind wir beim Thema dieser “Sternstunde”! Haben Sie bemerkt, liebe Hörer, dass hier soeben zwei verschiedene Begriffe verwendet wurden? Nämlich “Sternbild” und “Sternzeichen”? – Was ein Sternbild ist, weiß jeder. Aber was ist denn ein Sternzeichen?

Gleich vorweg: Diese Bezeichnung ist ein Kunstwort, eine Mixtur aus “Sternbild” und “Tierkreiszeichen”. Das Wort Sternzeichen ist auch in keinem Astronomie-Lexikon zu finden.

Die zwölf Tierkreiszeichen wurden in der Antike eingeführt, und zwar zur Positionsbestimmung von Gestirnen, vergleichbar mit Himmelskoordinaten. Der griechische Astronom Hipparch verpasste jeder dieser zwölf Orientierungsmarken genau 30 Grad Länge. Und er benannte jedes Tierkreiszeichen nach dem Sternbild, in dessen Bereich das Zeichen lag.

Vor über zweieinhalb Tausend Jahren fielen also ein Tierkreiszeichen und sein zugehöriges Sternbild zusammen. Doch das hat sich mittlerweile geändert! Heute leuchtet beispielsweise das Sternbild “Stier” an der Stelle, die seit Hipparch vom Tierkreiszeichen “Zwillinge” belegt ist. Der “Löwe” zeigt sich dort, wo der alte Grieche noch den “Krebs” gesehen hat. Ursache für die Ortsveränderung der Sternbilder ist das langsame Schwingen der Erdachse. Durch dieses Eiern verändert sich im Laufe von Jahrtausenden die Perspektive der Menschen beim Blick zum Sternenhimmel. Die Sternbilder bewegen sich an der Himmelskugel scheinbar weiter, während die Tierkreiszeichen wie festgenagelt an Ort und Stelle bleiben.

Also: Sternzeichen gibt es nicht. Aus astronomischer Sicht existieren nur Tierkreissternbilder und Tierkreiszeichen. Astrologen dagegen, also Sterndeuter, halten wiederum wenig von den Sternbildern. Sie befassen sich um so intensiver mit den – ihrer Überzeugung nach – schicksalsbestimmenden Tierkreiszeichen, die sie auch schon mal gerne “Sternzeichen” nennen und die schon lange von ihren Sternbildern verlassen wurden.