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Die Sterngruppe der Hyaden

Autor: Ulrich Beilfuß                        

Wer in diesen Wochen an einem klaren Abend zum Südosthimmel schaut, also dorthin, wo vormittags die Sonne steht, erkennt sofort das imposante Sternbild Orion. Mitten in dem riesigen Viereck leuchten die markanten drei Gürtelsterne des mythischen Himmelsjägers. Verlängern wir deren Linie nach rechts, dann treffen wir auf den hellen Fixstern Aldebaran. Unmittelbar unter Aldebaran sind mehrere schwach leuchtende Sterne gruppiert. Sie fallen kaum auf und werden deshalb leicht übersehen. Doch schon der einfachste Feldstecher offenbart hier eine richtige Vollversammlung ferner Sonnen. Je nach Beobachtungsbedingungen werden mehr als fünfzig unterschiedlich helle Lichtpunkte sichtbar. Diese aus knapp vierhundert Sternen bestehende Gruppe trägt den Namen „Hyaden“. Die griechische Sage erzählt von den trauernden Töchtern des Atlas, die um ihren getöteten Bruder weinen.

Die Hyaden sind ein so genannter offener Sternhaufen. Diese Sternfamilien sind nicht in geometrisch strenger Form aufgebaut. Sie verbindet vielmehr eine andere Eigenschaft: In offenen Sternhaufen bewegen sich alle Sonnen in gleicher Richtung, als hätten sie ein gemeinsames Ziel. – Die Hyaden sind uns relativ nahe. In etwa 150 Millionen Lichtjahren Abstand erscheinen uns diese Sterne deshalb aus perspektivischen Gründen relativ locker angeordnet. Kosmologen schätzen, dass es in der Milchstraße rund 15.000 solcher offenen Sternhaufen gibt. Sie alle sind relativ junge kosmische Objekte. Die Hyaden entstanden erst vor knapp einer Milliarde Jahren. Unser Sonnensystem ist also gut viermal so alt.

Innerhalb eines offenen Sternhaufens sind die gegenseitigen Anziehungskräfte schwächer als in Kugelsternhaufen. Und das bedeutet, dass die Hyaden allmählich Auflösungserscheinungen zeigen. In ein paar hundert Millionen Jahren wird kein Erdenbürger mehr nach ihnen Ausschau halten. Das allerdings auch aus noch völlig anderen Gründen…

Unsere Hörer dagegen dürfen noch in aller Ruhe nach der intakten Familie der Hyaden suchen: Die Gürtelsterne des Orion weisen den Weg.