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“Lastergesindel am Sternenhimmel”

Autor: Ulrich Beilfuß

 

Vor noch gar nicht so langer Zeit gab es in Deutschland Versuche, die Bezeichnungen der Sternbilder zu ändern.

Die Namensursprünge liegen überwiegend in der Sagenwelt der griechischen Antike, und da, so nörgelten die Kritiker, sei es bisweilen recht unmoralisch zugegangen.

Die Namen würden „nicht nur dem Sternenhimmel, sondern auch ihren Erfindern zur Scham gereichen,“ hieß es.

Ein in Jena tätiger Gelehrter beklagte vor gut dreihundert Jahren die „menschliche Bosheit“, die „das reine Antlitz des Himmels mit Lastergesindel und Ungeheuern schändete“. Der Mann entwarf einen Himmelsatlas, in dem das Siebengestirn zum Wappen der Kaufleute wurde und „Einmaleins“ hieß. Das Wintersternbild Orion nannte er „Doppeladler des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“.

Schon ein paar Jahrzehnte vorher fand es ein Augsburger Rechtsgelehrter verwerflich, dass man in einem christlichen Land den Himmel mit Abenteuern der griechischen Götter- und Heldenwelt verunstaltete. Er schuf den „Christlichen Sternenhimmel“ und belebte das Himmelsgewölbe mit Gestalten aus dem Neuen Testament. Aus Orion zum Beispiel machte er den „Zimmermann Joseph“, und das Sternbild Leier wurde die „Krippe von Bethlehem“.

Doch keiner solcher Versuche, die mystischen Sternbildnamen abzulösen, hat sich durchgesetzt. Auch nicht das folgende Bemühen einiger hoher Herren aus der Generalität Kaiser Wilhelms des Ersten. Sie scheiterten mit dem Antrag, das Sternbild Cassiopeia, das dem Buchstaben „W“ gleicht, solle künftighin den Namen „Wilhelm-Sternbild“ führen…